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HURRA! Neue Cholesterinsenker – Der Durchbruch!

Neue Durchbrüche bei der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen

Das sind sie wieder! Die „Durchbrüche“ der „modernen“ Medizin! Da wundert es mich, dass es überhaupt noch Kranke gibt, angesichts der ganzen „Neuheiten“.

Und so lese ich in den Doccheck-News (news.doccheck.com/de/newsletter/4403/29479/) wie man die neuen Lipidsenker feiert, die den Fettstoffwechselstörungen endgültig den Garaus machen sollen. Wenn man hiervon „Fettstoffwechselstörungen“ redet, dann sind meist Cholesterin und/oder LDL-Cholesterin gemeint, die ja laut schulmedizinischen Dogma für all die bösen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfälle, Arteriosklerose etc. verantwortlich sind.

Statine mit Risiko

Welche neuen Einsichten also kommen da auf uns zu?

Die Schulmedizin beugt vor

Die schulmedizinische Prävention findet ihren Niederschlag in Leitlinien des Dachverbandes europäischer Kardiologen (ESC), die erst im August 2016 neu überarbeitet wurden. Und hier wurde eine Ansicht übernommen, die der sonst ach so wenig evidenzbasierten Alternativmedizin gut zu Gesicht steht: „Die Therapie bei erhöhten Bluttfettwerten zielt in erster Linie auf die Umstellung des Lebensstils ab.“

Aber nicht nur der Lebensstil muss umgestellt werden, sondern auch die Ernährung. Der Beitrag zitiert dazu eine Studie (Effect of a high-fat Mediterranean diet on bodyweight and waist circumference: a prespecified secondary outcomes analysis of the PREDIMED randomised controlled trial - The Lancet Diabetes & Endocrinology), aus der hervorgeht, dass viele pflanzliche Fette (ungesättigte Fettsäuren) Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 30 Prozent senken.

Wenn man sich diese Studie anschaut, dann wird man vergebens nach diesem Ergebnis suchen, nicht zuletzt weil andere Zielvorgaben in der Studie untersucht worden sind. Untersucht wurden hier Körpergewicht und Bauchumfang bei älteren Teilnehmer mit Übergewicht und kardiovaskulären Risikofaktoren. Es gab drei Gruppen; eine Kontrollgruppe mit üblicher Ernährung; eine Gruppe, die eine Mittelmeer Diät mit Olivenöl zu sich nahm; und eine Gruppe, die Mittelmeer Diät mit vermehrt Nüssen einnahm.

Nach fünf Jahren zeigten die Ergebnisse, dass die Olivenölgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe durchschnittlich 430 Gramm Körpergewicht verloren hat, was gerade noch statistisch signifikant war. In der Gruppe mit den Nüssen waren es 80 Gramm, wo sich natürlich keine statistische Signifikanz ergab.

Beim Hüftumfang hatte die Olivenölgruppe 0,55 Zentimeter abgenommen. Das war ebenfalls gerade noch statistisch signifikant. Die Gruppe mit den Nüssen hatte 0,94 Zentimeter abgenommen, was statistisch signifikant war.
Mein Fazit hier: Trotz statistischer Signifikanz bei einigen der Ergebnissen fehlt bei mir das Verständnis (und der Glaube) an eine evidenzbasierte Relevanz für das tägliche Leben. Denn der Verlust von gerade mal 500 Gramm Körpergewicht in fünf Jahren (entspräche 100 Gramm pro Jahr) lässt sich kaum als praktikables Rezept gegen Übergewicht betrachten. Denn ein Zeitgenosse mit zum Beispiel 20 kg Übergewicht würde dann 200 Jahre benötigen, um sein angestrebtes Normalgewicht zu erreichen. Auch der Verlust von einem halben Zentimeter Bauchumfang in fünf Jahren, auch wenn es statistisch signifikant ist, ist wohl wenig Grund zur freudigen Erregung.

Warum wird also diese Studie so hochgehalten? Bei diesen für mich erschütternd substanzlosen Ergebnissen kommt dann nur eine andere Begründung infrage. Und das ist die Unterstützung dieser Studie durch die Lebensmittelindustrie, in diesem Fall die Produzenten von Oliven und Olivenöl und Nüssen (Patrimonio Comunal Olivarero, California Walnut Commission, Borges SA, und Morella Nuts).

Wenn wir also glauben müssen, dass pflanzliche Fette und deren ungesättigte Fettsäuren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 30 Prozent senken, dann müssen wir uns die Frage stellen, warum trotz dieser Empfehlungen Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eher zu- als abnehmen? Könnte es nicht so sein, dass gerade diese Empfehlungen zu dieser Entwicklung beitragen?

Erst neulich erlitt der oberste aller amerikanischen Kardiologen einen Herzinfarkt im zarten Alter von 52 Jahren, obwohl er diese Empfehlungen nachhaltig vertritt (American Heart Association president has heart attack - The Washington Post). Ob er seine eigenen Empfehlungen auch befolgt, das lässt sich nicht nachvollziehen. In einem anderen Beitrag (noch nicht veröffentlicht) gehe ich auf diese Sache näher ein, und auf die Frage nach der Effektivität von ungesättigten Fettsäuren bei der Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nur so viel vorab: Die Bilanz ist erschreckend!

Die Schulmedizin hat die Walnuss entdeckt

Eine nicht uninteressante Studie aus München vom August 2017 versuchte mithilfe einer Walnuss-Diät Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin zu senken (Nutrients | Free Full-Text | A Walnut-Enriched Diet Reduces Lipids in Healthy Caucasian Subjects, Independent of Recommended Macronutrient Replacement and Time Point of Consumption: a Prospective, Randomized, Controlled Trial). Die Ergebnisse zeigen, dass dies auch gelang, sogar in statistisch signifikantem Ausmaß. Die absoluten Zahlen dagegen zeigen einen eher dezenten Abnahmewert von durchschnittlich -8,5 Milligramm pro Deziliter Gesamtcholesterin, -10,3 für nicht-HDL-Cholesterin, und -7,4 für LDL-Cholesterin.

Mein Fazit hier ist, dass die Gabe von Walnüssen Cholesterinwerte auf einem physiologischen Level senkt. Leider scheint die Studie keine Angaben zu den durchschnittlichen Ausgangswerten für Cholesterin und LDL-Cholesterin zu machen, nur deren absolute Veränderungen, sodass es schwer zu beurteilen ist, unter welchen Voraussetzungen dieser Effekt zustande gekommen ist.

Die Schulmedizin feiert einen neuen Cholesterinsenker

Wir erfahren es sofort in der Überschrift: Evolocumab senkt LDL-Cholesterin um bis zu 60 Prozent! Bei diesem Wert kann man als Walnuss nur noch grün vor Neid werden. Der DocCheck Beitrag nimmt dabei Bezug auf eine Studie aus dem Jahr 2017, die FOURIER-Studie (Evolocumab and Clinical Outcomes in Patients with Cardiovascular Disease — NEJM). Diese Studie zeigte spektakuläre Senkungen von LDL-Cholesterin und damit verbunden Senkungen des Risikos für kardiovaskuläre Todesfälle, Herzinfarkte, Krankenhausaufenthalte etc. Bei dem Wirkstoff handelt es sich nicht um ein Statin, sondern um einen PCSK9-Hemmer (Evolocumab – Wikipedia) der Firma AMGEN. Es handelt sich hierbei um einen monoklonalen Antikörper, der die Aktivität von PCSK9 blockiert.  PCSK9 ist ein Protein, das LDL-Rezeptoren ansteuert und degradiert, was zu einer reduzierten Verwertung von LDL-Cholesterin aus dem Blut in der Leber führt. Die Antikörper bewirken also eine Verhinderung dieser Degradierung und damit eine Aufrechterhaltung der LDL-Verwertung und somit eine nachhaltige Senkung des LDL-Cholesterins im Blut.

Die Substanz liegt nur als Injektion vor und wird zweimal monatlich verabreicht. Weil es sich hier um ein fast brandneues Präparat handelt (Zulassung seit 2015), wird die Indikation auf die Fälle von Patienten beschränkt, bei denen Statine keine zufriedenstellenden Ergebnisse zeigen beziehungsweise die entsprechend intolerable Unverträglichkeiten gegenüber Statinen entwickelt haben.

Nicht nur das Präparat stammt von der Firma AMGEN. Auch die oben zitierte Fourier-Studie ist von der Firma finanziert worden. Kein Wunder also, wenn bei einer so teuren Studie so überragend positive Ergebnisse gezeigt werden konnten und dann noch ein Nachbrenner in die Welt gesetzt wird: Low-Density Lipoprotein Cholesterol Lowering With Evolocumab and Outcomes in Patients With Peripheral Artery Disease: Insights From the FOURIER Tri... - PubMed – NCBI. Das, was hier nach zwei verschiedenen Studien aussieht, ist in Wirklichkeit der Aufguss von ein und derselben Studie, was sich aus der Registriernummer der Studie leicht entnehmen lässt. Diese Nummer ist bei beiden Veröffentlichungen identisch (NCT01764633). 

Beide Veröffentlichungen geben an, dass die Nebenwirkungen in Verum- und Placebogruppe ähnlich hoch ausfallen, was natürlich als Beweis für die Verträglichkeit der neuen Substanz herhalten muss. Allerdings muss man dabei mit in Betracht ziehen, dass die Patienten in beiden Behandlungsgruppen mit Statinen behandelt wurden. Die Angaben in Bezug auf die Placebogabe beziehen sich nur auf die Injektion des neuen Wirkstoffs.

Ein Blick auf Drugs.com (Evolocumab Side Effects in Detail - Drugs.com) zeigt für diese hoch verträgliche Substanz dann ein eher merkwürdiges Bild. Hier gibt es eine Reihe von Nebenwirkungen, die unter der Kategorie „häufig“ geführt werden, was einer Häufigkeit zwischen einem und zehn Prozent entspricht. Diese Nebenwirkungen sind Bluthochdruck, Durchfall, Übelkeit, Gastroenteritis, Harnwegsinfektionen, allergische Reaktionen, Reaktionen an der Einstichstelle, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Fatigue, Atemwegserkrankungen etc. Sind etwa alle diese häufigen Nebenwirkungen jetzt ein evidenzbasierter Beweis für die Verträglichkeit der Substanz?

Die Krönung: Die Schulmedizin bringt Impfungen und Cholesterinsenkung zusammen

Nachdem der neue Durchbruch der neuen Substanz ausgiebig gewürdigt worden ist, wird der sofort relativiert, wenn es um Impfungen geht. Hier hat die neue Substanz dann plötzlich elementare Nachteile: Sie es zu teuer und wirkt zu kurz. Nicht so die Impfungen!

Anstatt monoklonale Antikörper gegen PCSK9 zweimal im Monat zu injizieren, regt die Impfung die Produktion entsprechender Antikörper gegen PCSK9 selber an. Bislang sind diese Sachen nur an genetisch veränderten Mäusen getestet worden, die aufgrund einer entsprechend ungesunden Ernährung (Western diet!) nach nur 18 Wochen an Arteriosklerose erkranken (ob es wirklich die Ernährung war/ist oder auch die unnatürliche Genetik der Tiere, die zu der Erkrankung führt, wird nicht diskutiert beziehungsweise überprüft, sondern nur unterstellt!).

Die Impfung reduzierte dann die Cholesterinspiegel auf die Hälfte des Werts, den die unbehandelten Tiere aufwiesen, reduzierte Entzündungsprozesse und arteriosklerotische Schäden um 60 Prozent.

Auch diese Studie ist nicht frei von Interessenskonflikten. Die Impfung wird von einem „Impfspezialisten“ aus Österreich, der Firma AFFiFiS, entwickelt/erfunden. Einige der Autoren dieser Studie sind Angestellte besagter Firma. Und ein Koautor, J. Wouter Jukema, ist ein anscheinend gefeiertes „Mietmaul“ der Firmen „Amgen, Astellas, Astra-Zeneca, Biotronik, Boston Scientific, Daiichi Sankyo, Lilly, Genzyme, Medtronic, Merck-Schering-Plough, Pfizer, Orbus Neich, Novartis, Roche, Servier, Sanofi-Aventis etc.“ Bei so viel Kompetenz kann es doch keine negativen Ergebnisse geben, beziehungsweise darf es auch nicht. Denn mit der genialen Idee einer Impfung gegen hohe Cholesterinspiegel wird ein Milliardenprodukt gebacken.

In der Berliner Charité gibt es eine Forschergruppe, die die Genetik der Leberzellen direkt beeinflussen will. Durch die Gabe von kurzer RNA wird die Aktivität des PCSK9-Gens blockiert und somit der gleiche Effekt erreicht wie bei der Injektion von monoklonalen Antikörpern der Marke Evolocumab oder der soeben beschriebenen „Impfung“. Die dazu veröffentlichte Arbeit (A Highly Durable RNAi Therapeutic Inhibitor of PCSK9. - PubMed – NCBI) spricht jetzt bereits von vielversprechender Wirkung und keinen nennenswerten Nebenwirkungen. Finanziert wird die Studie nicht von der Charité, sondern vom Hersteller des Präparats (Alnylam Pharmaceuticals). Schon wieder eine Jubelstudie des Pharma-Marketings? Der Verdacht lässt sich nicht zu 100 Prozent ausräumen.

Fazit

Cholesterin muss gesenkt werden, koste es was es wolle! Denn nur so wird der Boden bereitet für die eierlegenden Wollmilchsäue der Pharmaindustrie, die mit diesem Dogma Unmengen an Umsatz generieren. Niemand von diesen Leuten denkt auch nur eine Sekunde an die Arbeiten, die nicht von der Industrie durchgeführt werden und damit auch zu komplett gegenteiligen Ergebnissen bezüglich der Gefährlichkeit von Cholesterin kommen.

Beispiel gefällig? Re-evaluation of the traditional diet-heart hypothesis: analysis of recovered data from Minnesota Coronary Experiment (1968-73). - PubMed – NCBI, die herausfand, dass jede Senkung des Cholesterinspiegels um 30 Milligramm pro Deziliter eine Erhöhung des Mortalitätsrisikos von 22 Prozent mit sich bringt.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch diese Besprechung im New England Journal of Medicine: Reducing LDL with PCSK9 Inhibitors — The Clinical Benefit of Lipid Drugs — NEJM. Auch hier wird die rigorose Senkung von Cholesterin kritisch gesehen und Studien zitiert, die sogar abgebrochen werden mussten, da unter der Cholesterinsenkung mehr Todesfälle beziehungsweise kardiovaskuläre Zwischenfälle auftraten als in der Placebogruppe, wie zum Beispiel die  ILLUMINATE-Studie.

 

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