Blutfettwerte und Psyche
Der Zusammenhang zwischen Cholesterin-Spiegel und Stress wurde in den letzten Jahrzehnten immer genauer
untersucht. Seelische Belastungen erhöhen den Anteil der schädlichen LDL-Cholesterin-Anteile im Blut.
Bolm-Andorff stellte in einem Forschungsprojekt fest, wie sich die Werte beim Vortragen einer öffentlichen Rede
vor Publikum erhöhen. Als Folge von Arbeitsstress, verursacht durch Zeitdruck, nahm nahmen nach in den USA
vorgenommenen Studien der Cholesterinwert der betroffenen Personen um bis zu
66%, die Triglyzerid-Werte zwischen 33 und 111% zu. Die Bedeutung dieser Zahlen wird im Vergleich deutlich: Mit
einer Umstellung auf eine vorteilhafte Ernährung können die im Blut enthaltenen Fette nur bis zu 30% reduziert
werden.
Das Stresshormon Cortisol wird in der Nebennierenrinde erzeugt. Untersuchungen zeigen klar, dass die
Blutfettwerte bei Verabreichung dieses Hormons stark ansteigen. Das würde erklären, weshalb überaktive, gestresste
und gehetzte Persönlichkeitstypen, also der klassische Persönlichkeitstyp A, so infarktgefährdet sind. Gelingt es
einem Patienten mit dieser Persönlichkeit, vielleicht im Anschluss an eine Therapie, eine gelassenere Lebensweise
zu realisieren, sinken nachweislich seine Blutfettwerte.
Doch auch vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse raten Fachleute zu Gelassenheit. Der renommierte
US-amerikanische Arterioskleroseforscher Prof. Kritchewsky warnt davor, die Menschen all zu oft mit ihren
jeweiligen Cholesterin-Werten zu konfrontieren. Gute Werte würden ein trügerisches Glücksgefühl erzeugen, schlechte
Werte unnötige Beunruhigung und Stress bis zum nächsten Labortest. Außerdem weist er darauf hin, dass es viele
Menschen gibt, die mit Cholesterin-Werten über 300 mg/dl bis in hohe Alter glücklich leben.
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